· 

Kalligraphie, Yoga und die Linie

Kalligraphie und Yoga sind (meist) stille Künste. Ein Aspekt, der die beiden Disziplinen verbindet. Eine viel tiefer greifende, elementarere Verbindung scheint mir jedoch der Aspekt der Linie zu sein. Die kalligrafische Linie: Nach der (hoffentlich korrekten) Bewegung bleibt die schwarze Spur der Schreibfeder oder des Pinsels auf dem Kalligraphie-Papier zurück. Sie muss der Haltung, dem kontrollierenden Blick des Kalligraphen, standhalten.

Kalligrafie Schriftkunst Spitzfeder auf Leinwand Gedicht auf Leinwand
Kalligrafie: Happiness ... Der perfekte Moment

Hatha-Yoga bildet gedachte, große, dreidimensionale Linien im Raum ab, das Instrument ist der ganze Körper. Diese Linien bleiben unsichtbar. Die Anmut dieser Bewegungen als Linie im Raum darzustellen und so festzuhalten ist nicht möglich. Dennoch ist es ein interessantes Gedankenexperiment. Wir sehen immer nur den Moment der Bewegung, der in einer bestimmten Haltung (Asana) endet. Diese Haltung ist, wie die Bewegung, anmutig und harmonisch, sofern sie korrekt ausgeführt wird. In beiden Diziplinen ist Aufmerksamkeit und Konzentration nötig, das vielzitierte „hier und jetzt“, ganz in der Gegenwart sein, innehalten im Moment. Prozessorientiertes Handeln steht im Vordergrund, es bringt das gute Ergebnis automatisch mit sich. In der Kalligraphie wie im Yoga.

Hand und Handeln

In der Kalligrafie ist das „Hand“eln durchaus auch wörtlich zu verstehen. Die Hand führt die Bewegung an und sie führt sie aus. Auch im Yoga führt die Hand die Bewegung an, ausgeführt wird sie vom ganzen Körper. Blickrichtung, Atmung: alles musst stimmen. Komplexe Vorgänge, die nur in ständiger Wiederholung und Übung perfektioniert werden können.



Dieser Blog wurde inspiriert vom Yoga-Unterricht bei Martina Hittinger. Sie führt eine Yoga-Schule (www.yoga-teacher.de) in Balingen. Martina ist eine Meisterin ihres Faches: Ansage, Ausführung und Korrektur jeder Haltung gehen ins kleinste Detail.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0