Erinnerungen werden Raum - was bleibt

Wie im Vorspann gesagt, dieser Artikel ist vollkommen subjektiv, er soll ein Schlaglicht werfen auf eine Kalligraphie - Ausstellung voller Überraschungen. Ich zeige hier auf,
wovon ich besonders angetan war und was meine persönlichen Gedanken dazu sind. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder auf Objektivität. Die Fakten zur Ausstellung findet ihr in der
einschlägigen Presse und auf der Seite des Staatsarchivs Ludwigsburg. Hier geht es jetzt direkt los, mit dem, was es zu sehen gibt und meiner Einschätzung
dazu.
Kalligraphie goes videoinstallation
Mein persönliches Highlight war zunächst die videoinstallation:
Von Geisterhand werden Besucher und Wand beschrieben. Die Handschrift ist authenetisch, kraftvoll und doch leicht. Die Handschrift von Sigrid Artmann: Sie nutzt aktuellste neue Medien und macht sie der Kalligraphie untertan. Da wird einer 2000 Jahre alten Kulturtechnik das letzte Staubkorn vom Haupt geblasen.

Kalligraphieinstallation im Raum
Das nächste Highlight: eine nahezu deckenhohe Installation mitten im Raum: Eine Säule wird zum Mittelpunkt kaskadenartig herabstürzender kalligraphischer Blätter. Weiss auf weiss (oder rose) schwarz auf weiss und immer sehr bestimmt. Ich denke an einen Wasserfall, die Blätter sammeln sich am Fuße der Säule wie in einem kleinen Becken. Ohne Zweifel ist hier einiges in Aufruhr, die Bewegung ist fühlbar. Der Archivleiter Dr. Peter Müller hat den Künstlern freie Hand in der Gestaltung der Ausstellung gelassen, nur so ist auch eine solch überwältigende Lebendigkeit möglich. Zum Wasser gesellt sich die Luft: leichte "Fahnen" schweben im Raum und lassen Räume im Raum entstehen.



Rosalie, die Schöne

Und dann noch Rosalie, der Skull. Gruselig, schön, ein Solitär eben.
Patrick Leung aus Hongkong und seine außergewöhnliche Italic


Für diese Ausstellung hatte Sigrid Artmann den chinesischen Kalligraphen Patrick Leung eingeladen. Digital im Internet zur Verfügung gestellte Dokumente machten es möglich, dass er in Hongkong zum Ausstellungthema arbeiten konnte. Mit seiner sehr feinen und scharf geschriebenen Humanistischen Kursiven fing er den Geist des Eduard von Seckenberg, dem ersten Archivleiter des Staatsarchivs, ein. Rulingpen und Flachpinsel setzen Akzente im zarten Fließtext.

Ohne ihn geht's gar nicht: Alexander Friedrich
Alexander ist der Ehemann von Sigrid A.. Er wirkt im Hintergrund und hilft aus der Phantasie der Künstlerin eine Realität entstehen zu lassen, an der wir alle teilhaben können. Er inspiriert, er korrigiert, er realisiert. Und nicht zu vergessen: als gelernter Vergolder rahmt er Sigrid Artmanns Bilder und macht sie so hängfertig.

Artitüden
Wenn du jetzt Lust auf mehr Kunst von Sigrid Artmann bekommen hast, empfehle ich dir ihr Buch "Artitüden", das sie in einer limitierten Auflage von 300 Stück selbst herausgebracht hat. Du kannst es direkt bei ihr bestellen. Hier geht's zu ihrer website.

Staatsarchiv Ludwigsburg
Hier ist der link zum Staatsarchiv Ludwigsburg. Dort findest du alles, was du brauchst, wenn du die Ausstellung besuchen möchtest. Parken ist ganz easy auf einem großen Parkplatz direkt vor dem Archiv, der Bahnhof ist ganz in der Nähe.
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Sigrid A. (Dienstag, 22 Mai 2018 17:43)
Mensch Sigrid,
das ist ja wirklich toll... Danke für diesen bereichernden Eintrag. Deine Beschreibung macht mich stolz und glücklich ... und sie trifft noch mehr den Kern als ich es zu sagen gewagt hätte.
Eine Frau mit Tiefgang... Danke dafür!
Deine Sigrid.